Der Planentwurf sieht eine massive Verdichtung der Bebauung vor.  Parallel und rechtwinklig zur B2 sollen 3-5 geschossige Wohnriegel entstehen. Auf der westlichen Spitze der Insel ist ein regelrechter Wohnturm vorgesehen.

Die Grünanlagen beschränken sich auf einen kleinen Keil zwischen den Blöcken, sodass nur eine enge Zufahrt zwischen den Hochbauten bleibt. Die Besonderheit der Insel, die eine außergewöhnliche Uferlinie mit ständig wechselnden Eindrücken bietet, wird in keiner Weise berücksichtigt. Damit werden die Ziele des Landschaftsschutzes vollständig aufgegeben (link Landschaftsplan). Die Blickbeziehungen zu den umliegenden Höhepunkten des Naturraumes Havel werden unwiederbringlich zerstört.

In gleichem Maß wird auch der Umwelt- und Artenschutz missachtet. Es ist nicht verständlich, warum eine extreme Bebauungsverdichtung, die den Bau mehrerer hundert Tiefgargenstellplätze erfordert, ausgerechnet im Trinkwasserschutzgebiet erfolgen muss. Die Insel gehört zum Habitat von Eisvögeln, Nachtigallen und unseres Seeadlerpaares. Bereits durch die Krampnitzbebauung wächst der Zivilsationsdruck erheblich. Wir sind der Meinung, der Verlust der Seeadler als Brutvögel wäre unerträglich. 

Die Verkehrsplanung des Projektes lässt die übergeordneten Erfordernisse außer Acht. Gegenwärtig ist die Entwicklung des Krampnitzgeländes prioritäres Anliegen der Stadtentwicklung. Aber nur durch den Strassenbahnbau können mehr als 20.000 Neubürger aus dem Norden Potsdams zu ihren Arbeitsplätzen gebracht werden, die überwiegend jenseits der Innenstadt liegen. Bisher ist völlig unklar, ob dieser Bau gelingen kann, da die jüngste Bauentwicklung auf der Nedlitzinsel die Planungsfreiheit bereits jetzt einschränkt. Und ausgerechnet in diesem Nadelöhr sollen weitere 500 Autos täglich auf die B2 drängen. Wir sind der Meinung, Wohnbebauung und Arbeitsplätze sollten in einer Stadt wie Potsdam nahe beieinander liegen, da der Stadtkern auf einer Insel liegt.  

Das Nedlitzer Fährgut bildet das herausragende architektonische Ensemble im Potsdamer Norden und unterliegt besonderen Anforderungen des Denkmalschutzes. Hier im Eingangsbereich der Potsdamer Kulturlandschaft fordert der Welterbe-Status einen besonders sensiblen Umgang mit Baumassen und Blickbeziehungen. Tatsächlich reicht die Riegelbebauung bis unmittelbar an die denkmalgeschützten Gebäude heran. Das Fährgut verschwindet optisch vollständig, da die Traufhöhe der Neubebauung deutlich über den Gebäudebestand hinausragt. Das Fährgut selbst wäre als Blickfang kaum mehr wahrzunehmen. Der Tunnelcharakter der Straßenbebauung lässt keinen Blick auf die umliegenden Wasserflächen zu. 

Fazit

Der Entwurf möchte ein Ortsteilzentrum für Potsdam schaffen. Keines der Merkmale eines solchen Zentrums wird durch die Planung verwirklicht. Die wenigen öffentlich zugänglichen Flächen haben keine Erholungsfunktion und bieten erst recht nicht den Charakter als Treffpunkt eines Ortsteils, der charmante Gastronomie am See bietet oder grundlegenden Einkaufsbedarf deckt.